Ein besonderer Moment im Sommer 2020
Vor einiger Zeit sprach ich mit einer Freundin über ihre Teenager-Tochter, die sehr verschlossen gegenüber ihrer eigenen Weiblichkeit war. Pubertät und Menstruation schienen für sie eher unangenehme, gar belastende Themen zu sein, die sie völlig ablehnte. Dieses Verhalten beobachte ich leider oft bei jungen Mädchen, die in unserer Gesellschaft ohne tiefe Verbindung zu ihrer Weiblichkeit aufwachsen. Themen wie Schwangerschaft und Geburt sind oft noch weiter von ihrem Verständnis entfernt, geschweige denn positiv besetzt.
Meine Freundin hatte schon länger den Wunsch, ihrer Tochter den Übergang in die Pubertät in einem positiven Licht zu ermöglichen. Sie träumte von einem Ritual, das die Mädchen auf eine kraftvolle und würdige Weise begleitet – wie es in vielen ursprünglichen Kulturen üblich ist. Sie wusste jedoch nicht genau, wie so ein Ritual aussehen könnte.
Dann geschah es wie von selbst: Wir verbrachten eine gemeinsame Woche im Jurtendorf-Sommerlager. Dort lernte meine Freundin eine Frau kennen, zu der ihre Tochter sofort eine tiefe Verbindung spürte. Es war, als hätten sie sich gegenseitig wiedergefunden, als Patentante und Patentochter. Kurz darauf erfuhr meine Freundin durch eine andere Teilnehmerin von der Tradition der „Mondmutter“ – eine Frau, die ein Mädchen durch die Pubertät und die damit verbundenen Veränderungen begleitet.
Das Mädchen bat diese Frau, ihre Mondmutter zu werden, und die beiden stimmten zu, diese Rolle feierlich zu besiegeln. Meine Freundin wollte das Ganze mit einem Ritual feiern und bat die Leiterin des Lagers um Unterstützung. Zufälligerweise hatte sie Erfahrung in der Durchführung von Ritualen und übernahm diese Aufgabe mit Freude.
Es war ein kraftvoller Moment: Wir Frauen trugen rote Kleidung, das Mädchen war in Weiß gehüllt. Gemeinsam gingen wir an einen besonderen Ort im Wald. Dort sangen wir Lieder und schufen einen heiligen Raum für dieses Übergangsritual. Die Energie, die wir gemeinsam entfesselten, war unglaublich kraftvoll und erfüllte uns alle mit tiefer Verbundenheit.
Dieses Erlebnis hat mich tief berührt. Die Tatsache, dass alles so nahtlos zusammenkam, fühlte sich wie eine Fügung an. Es wurde mir bewusst, wie wichtig solche Rituale für uns Frauen sind – nicht nur für die Mädchen, sondern auch für uns Erwachsene.
In mir wuchs der Wunsch, dass meine eigenen Töchter so aufwachsen können. Dass sie in einer Welt leben, in der Weiblichkeit mit Stolz, Freude und Selbstliebe gelebt wird. In der die Übergänge in neue Lebensphasen mit Ritualen gefeiert werden, die diese Veränderungen ehren.
Auch wenn meine Töchter zu der Zeit noch zu jung waren, wusste ich, dass ich irgendwann an diesen Punkt kommen würde. Der Samen war in mir gesät.
Das Mondmutter-Ritual hat mir gezeigt, wie sehr Frauen und Mädchen solche kraftvollen Übergänge brauchen – Rituale, die uns stärken, die uns mit uns selbst und unserer Weiblichkeit verbinden. Es war der Beginn meiner eigenen Reise, diese alten Wunden zu heilen und sie in meinem Leben zu integrieren. Ich hoffe, dass ich mit meinen Erfahrungen und meiner Arbeit anderen Frauen helfen kann, dieselben Heilungen zu erleben.
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