Viviens kraftvolle Alleingeburt
- Anna Witzler
- 12. Juli
- 2 Min. Lesezeit
Ich sitze hier in diesem stillen, warmen Haus – wenige Stunden nach einer Geburt, die mich selbst tief verwandelt hat.
Es war meine erste Geburtsbegleitung, und ich durfte dabei sein, als ein kleiner Mensch mit unglaublicher Kraft und Ruhe das Licht der Welt erblickte. Das Vertrauen, das mir Vivien geschenkt hat, wird mich für immer begleiten.
Vivien war die erste Frau, die ich durch Schwangerschaft und Geburt begleiten durfte.
Sie war Erstgebärende – und von Anfang an war für sie klar:
Sie wollte diesen Weg ohne das System gehen.
Ohne Klinik. Ohne Kontrolle. Ohne Druck.
Was sie sich wünschte, war eine Geburt im eigenen Rhythmus, getragen von Intuition, innerem Wissen und Vertrauen in ihren Körper. Und ich durfte sie auf diesem Weg begleiten.
Unsere gemeinsame Reise begann schon Monate vor der Geburt. In unseren Treffen sprachen wir über Hormone, Geburtsphasen, Plazenta, Körperwissen – aber auch über Zweifel, Ängste, Beziehungsthemen und das Vertrauen in sich selbst. Ich durfte mit ihr eine persönliche Geburtshypnose gestalten, und ich spürte: Diese Frau will nicht nur gebären. Sie will bewusst empfangen. Sie will präsent sein. Sie will sich erinnern.
Und dann war er da – der Tag, der alles veränderte. Es war eine Nacht, die ruhig begann. Übungswehen, ein volles Geburtsbad, ein bisschen Schlaf. Ich war in Bereitschaft. Gegen zwei Uhr morgens kam der Anruf: „Die Wehen werden stärker.“
Ich war sofort hellwach. Noch während ich meine Sachen packte, wusste ich: Es ist soweit.
Als ich ankam, hörte ich Vivien schon von draußen. Ihre Töne, ihre Stimme – sie war mitten drin. Erschöpft hing sie über dem Poolrand, aber sie war nicht schwach.

Sie war eine gebärende Göttin.
Und ich? Ich wusste intuitiv, was zu tun ist.
Ich atmete mit ihr, hielt ihre Hand, sprach leise Worte, die sie stützten.
Nico, ihr Partner, war liebevoll an ihrer Seite, stark und präsent.
Dann – dieser magische Moment: Sie tastet selbst nach dem Köpfchen. Drei Wellen später war ihr Sohn geboren. Ein kleiner, wacher Junge, voller Leben.
Kein Stress. Kein Eingriff. Nur Geburt.
Um 6:21 Uhr schwamm Mavi in diese Welt hinein. 15 Minuten, nachdem ich angekommen war.
Vivien sagte immer wieder: "Wir haben es geschafft. Es ist vorbei. Kein Krankenhaus. Kein Schlauch. Kein grelles Licht. Nur wir. Und diese unglaubliche Kraft."
Es war, als hätte sich ein Kreis geöffnet – nicht aus einer alten Wunde heraus, sondern als etwas vollkommen Neues, Selbstgewähltes.
Was danach kam, war genauso heilig:
Bonding, Stillen, Nachwehen, Plazentageburt.
Ich unterstützte, wo ich konnte.
Wir lachten, ruhten, staunten.
Ich bereitete die Plazenta vor, half beim Abdruck, beim Smoothie, beim Einlegen.
Und immer wieder schauten wir auf dieses Baby – und konnten kaum fassen, dass er da war. Friedlich. Vollständig. Zuhause.
Ich bin zutiefst dankbar für dieses Erlebnis. Für dieses Vertrauen. Für diese Erinnerung.
Und ich weiß jetzt mehr denn je: Freie, natürliche Geburt ist möglich – wenn eine Frau Raum bekommt.
Vivien hat es uns gezeigt. Mit Herz. Mit Mut.
Und mit einer unendlichen Kraft, die in jeder Frau schlummert.
Danke, liebe Vivien. Danke, kleiner Mavi. Danke, Geburt.
Alles Liebe,
Anna Salomé
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